Saunatest: Miramar, Weinheim
Auf der Suche nach der perfekten Saunalandschaft hat es uns heute nach Weinheim verschlagen: ins Miramar.
Der erste Eindruck von außen auf der Fahrt war doch sehr positiv: etwas ab der Zivilisation ragen, schon von Weitem sichtbar, die Türme und Rutschen des Spaßbades empor. Das weckt das Gefühl: „Wow, das scheint doch ganz nett zu sein, da ist was los.“ – nur dass wir ja unsere Erholung wollten… Noch extremer wird der Eindruck, wenn man sich spät abends bei Dunkelheit wieder auf den Rückweg begibt, denn dann gibt es das Ganze noch in viel Farbe und mit wechselnder Beleuchtung.
Die Parkplatzsuche schien dann auch dieses Gefühl auf sämtliche Menschen in naher und nicht mehr so naher Umgebung übertragen zu haben: es gab noch einen kleinen, an dem andere vorbei gefahren sind, da passte unser Fahrzeug gerade noch hinein.
Innen an der Kasse angekommen sollte der positive Eindruck dann aber auch seinen Höhepunkt bekommen. Schön gestalteter Raum, der einem ein angenehmes und entspannendes Gefühl vermitteln soll und es auch kann – mal von der Schlange und dem Lärm der Spaßbadbesucher abgesehen. ;-) Ein kurzer Abstecher in den angrenzenden Badeshop, da wir als Saunabesucher nicht gewohnt sind, auch die entsprechenden Textilien mitzuführen, um uns das Spaßparadies auch noch näher anzuschauen, ließ Alles noch ein wenig auf sich wirken.
Die negativen Seiten
Leider begann für uns nach dem Eingangsbereich auch schon der negative Teil der Erfahrung.
Der Gang zu den Umkleiden wirkte irgendwie „unaufgeräumt“ und „hektisch“: rechts – weiß schon nicht mehr genau; waren es Duschen oderToiletten? – mit Personen im Gang, links Sonnenbänke quasi am Rand des Weges – welch Ruhe, wenn man da drunter liegt. Da nutzt auch die provisorisch hochgezogene kleine Mauer nichts, man kann ihnen dennoch beim Bräunen zuschauen.
In den Umkleiden selbst herrschte das hektische Chaos. Klar sind da viele Spaßbadbesucher, aber mit denen muss ich mich ja nicht gleich umziehen und mit unseren etwas größeren Taschen durch die extrem engen Gänge drängen. Andere haben da einen eigenen Umkleidebereich nur für Saunagäste, da ist genügend Platz und man muss sich nicht, wie hier, in einer Minikabine fertig machen oder auf eine der wenigen „Familienumkleiden“ warten (was wir am Ende unseres Besuches geschafft haben, jedoch mit mehr als zwei Personen möchte ich da auch nicht rein). Nach Verstauen der Kleidung in den recht kleinen Spints geht es dann endlich in Richtung Saunalandschaft.
Leider auch hier wieder eine in meinen Augen Unsitte, dass man zunächst mit allen anderen durch den Spaßbad-Textilbereich muss, um in die textilfreie Zone zu gelangen.
Dort angekommen ging das enge Gedränge weiter. Superschmale Gänge, an den Seiten noch mit Liegen bestückt zum „Ausruhen“ (wie auch immer das dort funktionieren soll), damit man sich auch wirklich anstößt. Vorbei an zwei im Grunde sehr netten, offenen Räumen, die wie ein Carré angelegt sind und ringsherum schräge Liegeflächen bieten. Eins davon sogar mit Kamin. Leider ist die Mitte beider Räume bis auf den letzten Zentimeter mit 4-5 nebeneinander stehenden Liegestühlen zu mehreren Reihen aufgefüllt, so dass das einzige „Urlaubsfeeling“, welches man hier erfahren kann, dem von überfüllten Stränden gleich kommt. Erholung und Ruhe? Fehlanzeige!
Diese Erfahrung zog sich dann auch durch alle weiteren Räume und Räumlichkeiten, selbst der Ruheraum im Gebäude war dermaßen eng vollgestellt, dass wir gar kein Interesse hatten, uns dort aufzuhalten. Abgesehen davon wäre das auch gar nicht möglich gewesen, denn was uns hier auch ganz extrem aufgefallen ist: man muss wohl sehr früh da sein und sein Handtuch schon mal platzieren, um den Platz zu reservieren. Wohl eher was für Mallorca-Touristen, denn mehr als die Hälfte der Liegen war nur mit einem Handtuch belegt. Da fragt man sich, ob das so vorgeschrieben ist (kenne ich sonst nur anders herum), und was wohl die Antwort ist, wenn man einen längere Zeit unbenutzten Platz von seinem Handtuch befreit, um sich selbst dort hinzulegen…
Essen könnte man auch
Durch das Restaurant gelangten wir in den Außenbereich, aber dazu später mehr. Die Speisekarte suggeriert uns hier eine einfache italienische Küche: es gibt Pizzen, Pasta und Salate – und es roch auch nach Küche. Nichts Weltbewegendes, nichts Aufregendes, nichts Besonderes, so dass wir uns entschieden haben, nicht hier zu essen, sondern anschließend noch auswärts. Daher können wir uns über die Qualität kein Urteil bilden.
Gehen wir also nach Draußen, auf der Suche nach den Saunen. Hier erstreckt sich dann endlich eine Saunalandschaft, schön in die Natur eingebettet. Weitläufig verteilte Saunahütten, eine Ruhehütte und in der Ferne der See mit Café und Terasse. Leider zu dieser Jahreszeit nicht das, was man unbedingt besuchen möchte, aber bei etwas wärmerem Wetter durchaus als Highlight zu bezeichnen. Am Strand des Sees gibt es sogar vereinzelt kleine Südseesonnenschirme. :-)
Insgesamt zählten wir in diesem Bereich 3 Saunen (hoffe ich hab jetzt keine vergessen) mit unterschiedlichen Temperaturen und alles schön mit Wegweisern gekennzeichnet. Eine Temperaturangabe an der jeweiligen Sauna selber haben wir allerdings vergeblich gesucht. Da gilt es: Namen merken, zum Wegweiser und nachlesen. :-/
Auf dem Rückweg zum Haupthaus kamen wir dann an dem womöglich absoluten Lowlight vorbei: rechter Hand liegt die „Arschritzensauna“ – die haben wir so getauft, weil es die uns einzig bekannte Sauna ist, die nach vorne zum Hauptweg eine Glasfront bis zum Boden hat, hinter welcher sich Sitzbänke befinden, auf denen sich die schwitzenden Saunagäste gerade Seite an Seite einem Aufguss widmen: Mit dem Rücken – und der Ritze – zum Fenster. Nein, sowas hab ich vorher noch nicht erlebt und wir dachten uns gleichermaßen: Das kann doch nicht wahr sein! Auch wenn man zusammen in der Sauna ist und sich textilfrei aufhält, das muss nicht sein. Abartig! No Go! :-( :-(
Mit einem kleinen Abstecher kamen wir dann noch zum Salzwasserbecken, wiederum einem etwas positiverem Etwas, nur leider total überfüllt – sind das die, die ihre Handtücher drinnen deponiert haben? Freier Platz am Rand quasi Fehlanzeige. Jedoch führte uns ein weiterer Eingang zu einem bis dahin noch unentdeckten Bereich, welchen wir dank eines Übersichtsplans ausfindig machen konnten: Dampfsauna.
Rein ins Gebäude, dieses Mal links herum, tat sich ein kleiner Saunatempel vor uns auf mit Dampfsauna, Eisgrotte, Niedrigtemperatursaunen und Duschen, im Rondell angelegt und im Grunde ganz nett – allerdings saßen auch hier, wohl aus Platzmangen, Personen auf Stühlen und Liegen am Rand: nicht gerade die perfekte Idylle.
Nach einem kurzen Dampfbad und einem probierten wir dann noch die Ruhehütte draußen aus, bei der der Name wirklich fragwürdig ist, zumindest kam es uns so vor. Jedenfalls konnte man die Sekunden zählen, bis irgendetwas die Ruhe wieder zerstörte: entweder trotz Ruhebreichs sich unterhaltende Personen, oder Personen die rein oder raus gehen und dabei immer die Fehlkonstruktion des überlauten Türschloss bedienen müssen. Leider. Die Fluktuation war dabei auch sehr hoch: viele kamen, blieben fünf Minuten und verließen das Gebäude wieder, um kurz darauf wieder zu kommen – was soll’s, der Platz ist ja reserviert mit einem Handtuch und den Taschen…
Wir haben dort ein paar mitgebrachte Snacks gegessen und uns nach knapp 4 Stunden wieder auf den Weg gemacht. Eigentlich eine normale Zeit für einen Saunabesuch, jedoch unter Berücksichtigung des kurzen Einkaufsstopps, Erkundung der Außenlandschaft, längeren Aufenthalten sowohl im Salzwasserbecken als auch in der Hütte und abschließender Erkundung der übrigen beiden Bereiche haben wir hier keine wirkliche Erholung bekommen.
Was es sonst noch gibt
Eine kurze Erwähnung sollten die beiden übrigen Bereiche aber noch bekommen.
So haben wir zum einen eine kleine Runde durch das Spaßbad gedreht, um uns von der Rutschenvielfalt zumindest äußerlich zu überzeugen. Das Wellenbad sieht sehr nett aus, die Aufmachung, das Drumherum auch, jedoch gilt auch hier wieder: man muss stehen bleiben und alles um sich herum ausblenden, um die Kleinigkeiten der Deko wahrzunehmen und so zu empfinden, wie man denn könnte. Dies gilt im allgemeinen: wenn man sich die Zeit nimmt, sich die Details dieses Bades anzuschauen, findet man durchaus ein schönes Flair – oder zumindest den Versuch davon. Leider gehen diese Details absolut durch das Überladen und die Hektik unter.
Der zweite Bereich war der Thermalbereich, eine extra als „Pssst! Ruhezone!“ ausgewiesene Abteilung auf der anderen Seite, von den Umkleidekabinen kommend. Das Schild war allerdings auch das einzige, was hier an Ruhe erinnerte, denn in den 36 Grad heißen Thermalbädern haben irgendwie mehr Kleinkinder gespielt und getobt als Erwachsene gelegen. Nett anzusehen dennoch, nicht nur die Amethystwand hinter einem der Becken.
Noch zu erwähnen sei das Massageangebot, dessen Flyer ich mir noch zu Gemüte geführt hab: Durchaus attraktiv und akzeptable Preise. Da wir den Service nicht in Anspruch genommen haben, können wir uns jedoch auch hier kein Urteil über die Qualität bilden.
Fazit
Wenn es draußen wärmer ist, und man den See in Anspruch nehmen kann (und will), dann ist es ganz nett dort und eine Überlegung wert. Ist dies jedoch nicht der Fall, dann fehlt dort der Erholungseffekt und ich ziehe viele andere Saunen vor.
Der Beitrag ist die persönliche Meinung des Autors und entspringt aus der eigens gemachten Erfahrung.
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